Kinder-Fahrrad-Demo fordert lautstark "Mehr Platz für Kinder im Verkehr"

Kinder fordern: „Keine Elterntaxis mehr - mehr Platz für Kinder im Verkehr!“

Kundgebung auf dem Marktplatz in Hattersheim
Kundgebung auf dem Marktplatz in Hattersheim © ADFC Main-Taunus

Mit einem bunten Fahrradkorso durch die ganze Stadt und Kundgebungen auf dem Marktplatz, an der Regenbogenschule und in der Fußgängerzone Untertorstraße haben gut 100 kleine und große Radler:innen am Samstag ihren Forderungen nach besseren Bedingungen für Kinder im Straßenverkehr Ausdruck gegeben. Sie skandierten lautstark: „Keine Elterntaxis mehr - mehr Platz für Kinder im Verkehr!“. Viele Kinder hatten selbst gemalte Schilder an ihre Räder gehängt. Der motorisierte Verkehr auf den Hauptstraßen der Stadt wurde von der Polizei minutenlang angehalten, um den Protestzug sicher passieren zu lassen.

Smilla und Elias, beide Mitglieder im Hattersheimer Jugendparlament, berichteten in ihrem Redebeitrag auf dem Marktplatz von den Gefahren, denen die Schüler vor ihren Schulen durch wild rangierende und parkende Eltern-Taxis ausgesetzt sind. "Wir demonstrieren hier für eine Stadt, die Kinder und Jugendliche unterstützt, um sich sicher und viel mit dem Fahrrad zu bewegen. Und das am besten auf Fahrradwegen, nicht auf dem Bürgersteig oder der Straße. Doch momentan ist es noch nicht so: Wenn man z. B. morgens auf dem Weg zur Schule ist, und WENN ein Fahrradweg da ist, ist dieser meist vollgestellt oder Autos fahren darauf oder halten. Manchmal sehe ich, wie Autos beim Abbiegen auf dem Zebrastreifen anhalten und Schüler nicht mal den passieren können. Dann versuchen sie sich durch die Autos zu quetschen. Oft entsteht durch diese Faktoren sowie durch viele Elterntaxis ein Verkehrschaos - viele von euch kennen das bestimmt. Vielleicht werden die Kinder aber auch gefahren, weil die Eltern darum Angst haben, dass ihr Kind sicher zur Schule kommt. Das kann so nicht weitergehen!" brachte Smilla die Stimmung unter den Demonstrant:innen auf den Punkt, lautstarker Applaus brandete auf. Bei der nächsten Kundgebung vor der Regenbogenschule beklagte Barbara Thiemeier, dass dort selbst Lehrer:innen, die - wie sie - mit dem Rad zur Schule kommen, sich nicht mehr trauen, die Friedrich-Ebert-Straße zu befahren, da sie dort regelmäßig von Autos bedrängt würden. Eine Mutter bestätigte, dass sie häufig Elternautos beobachte, die viel zu schnell um die Ecke in die Lorsbacher Straße brausen, offensichtlich ohne auf die Kinder zu achten, die auch dort zur Schule unterwegs sind.

Das Thema Schulradwege zwischen den Hattersheimer Ortsteilen wurde in der Ansprache in der Untertorstraße thematisiert: "Der hessische Schülerradroutenplaner der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen, in der Hattersheim seit Jahren Mitglied ist, hat noch bis vor kurzem als Schülerradverbindung von Eddersheim zur Heinrich-Böll-Schule Wege ausgewiesen, die über weite Strecken gröbste Matschwege waren und teilweise sogar überhaupt nicht existierten. Die Stadt hat das nicht mal gemerkt. Erst nachdem der ADFC darauf hingewiesen hat, wurden Korrekturen umgesetzt. Der neu ausgewiesene Weg führt zwar über asphaltierte Wege, macht aber einen 2 km langen Umweg gegenüber der Route, die ein ortskundiger Radler nähme. Und zur Internationalen Schule in Sindlingen wird immer noch eine matschige Treckerspur als Schulradweg vorgeschlagen!", moniert Thomas Thiemeier vom Organisationsteam des ADFC.

Weitere Forderungen der Demonstranten an die Stadt waren:

  • Neuaufteilung des Hattersheimer Straßenverkehrsraums.
  • Mehr getrennte Radwege.
  • Querungshilfen an allen relevanten Kreuzungen.
  • Breite Bürgersteige statt Gratisparkplätze.
  • Ausweisen von "Schulstraßen" an allen Hattersheimer Schulen.

Eine "Schulstraße" ist eine Straße vor dem Eingangsbereich der Schule, die zu Schulbeginn und -schluss jeweils exklusiv für den Fuß- und Radverkehr freigegeben wird (und in dieser Zeit für Autos gesperrt ist). Dieses Konzept wird europaweit bereits in mehreren Städten praktiziert. In Deutschland laufen in Köln, Berlin, Frankfurt, Essen, Bonn und Ulm Pilotprojekte. In Österreich wurde sogar ein eigenes Verkehrsschild dafür eingeführt. Zudem sind in einigen anderen Ländern die Bereiche rund um Bildungseinrichtungen besonders ausgewiesen und gepflastert, so dass Autofahrer:innen diese Wege meiden. Sind in diesen Ländern Kinder mehr wert als in Hattersheim?


https://mtk.adfc.de/neuigkeit/kinder-fahrrad-demo-fordert-lautstark-mehr-platz-fuer-kinder-im-verkehr

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