ADFC Main-Taunus überreicht Studie zu Überholabständen an die Stadt Eppstein

Über ein Jahr lang wurden vom ADFC Main-Taunus auf der B455 in Eppstein Überholabstände gemessen. Die zum Teil erschreckenden Ergebnisse der Messungen wurden nun in einer Studie an die Stadt Eppstein überreicht.

Radfahrerin zwischen Autos
Überholabstände sind oft zu gering © (c) ADFC / April Agentur

In der Novelle der Strassenverkehrsordnung im November 2020 wurden für Kraftfahrzeuge beim Überholen von Radfahrenden Seitenabstände von mindestens 1,50m innerorts bzw. mindestens 2,00m außerorts in der StVO festgeschrieben (siehe StVO §5 Abs 4). Diese Abstände sind für Radfahrende sehr wichtig, eine Unterschreitung wird nicht selten als bedrohlich oder gefährlich empfunden. In der Praxis muss man aber leider feststellen, dass diese Abstände je nach Verkehrssituation von vielen Autofahrenden nicht eingehalten werden. Für Radfahrende bedeutet dies auf diesen Strecken ständigen Stress und nicht selten auch Angst.

Immer wieder führen zu geringe Überholabstände zu schweren, nicht selten zu tödlichen Unfällen. Auch im Main-Taunus-Kreis gab es im Februar 2024 einen Unfall, bei der eine Radfahrerin bei einem missglückten Überholvorgang angefahren wurde.

Die Angst vor solchen Unfällen sowie die permanente Bedrohung hält viele Menschen vom Radfahren ab. Andere weichen zum Leidwesen von Fußgängern auf den Gehweg aus oder nehmen große Umwege in Kauf, um sich der permanenten Gefahr durch zu eng überholende Autos nicht auszusetzen.

In der Praxis sind die Abstände beim Überholen stark abhängig von der baulichen Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur: Auf baulich getrennten Strecken tritt das Problem gar nicht erst auf, bei ausreichend breit ausgelegten Radstreifen oder sehr breiten Fahrbahnen ist das Problem verringert, ist aber wenig Platz vorhanden, werden auch die Überholabstände geringer. Um herauszufinden, wo diese Problemstellen im Main-Taunus-Kreis liegen, hat der ADFC Main-Taunus ein OpenBikeSensor-Projekt aufgelegt, bei dem Messdaten von Überholmanövern gesammelt werden.

Ein Schwerpunkt dieser Messungen war im letzten Jahr die B455 im Bereich Eppstein/Bremthal. Die Messungen in diesem Bereich wurden nun von Dr. Holger Küst in einer Studie ausgewertet und diese der Stadt Eppstein übergeben.

Die Auswertung ergab, dass in der Ortsdurchfahrt Eppstein in Fahrtrichtung Westen der vorgeschriebene Abstand von über 87% der Kraftfahrer nicht eingehalten wird. Hier gibt es einen ca. 1m breiten Radschutzstreifen, dessen Markierung offenbar dazu führt, dass Autofahrer diesen als eigene Spur wahrnehmen und sich an der gestrichelten Begrenzunglinie orientieren. Die zu geringe Breite des Radschutzstreifens führt dann einer großen Anzahl zu enger Überholmanöver.
In der Gegenrichtung ist kein solcher Schutzstreifen markiert. Die Überholabstände sind hier zwar auch zu 60% zu gering, die Abstände sind im Durchschnitt aber deutlich höher.

Außerorts war die Quote ähnlich schlecht, auch hier waren über 80% der Überholmanöver zu eng. Der ADFC Main-Taunus fordert seit vielen Jahren einen Radweg zwischen Eppstein und Bremthal, im Moment ist die B455 für viele Alltagsradler aber ohne Alternative. Mit der Studie hofft der ADFC Main-Taunus, das Problembewusstsein bei den Verantwortlichen zu schärfen, damit diese in Zukunft eine Infrastruktur schaffen, die allen Verkehrsteilnehmern gerecht wird.

https://mtk.adfc.de/neuigkeit/adfc-main-taunus-ueberreicht-abstandsmessungen-an-die-stadt-eppstein

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